Warum sind wir alle wahnsinnig? 🤯
Mar 07, 2024Ich war neulich mit meiner Familie auf einer Demo gegen Rechts bei uns im Ort. Es war eine sehr friedliche Veranstaltung, mit einem guten Vibe und tollen Rednern. Einer hat uns besonders gefallen (seinen Namen habe ich leider vergessen): Er hat nicht nur Teile aus Christian Streichs Pressekonferenz zitiert, lohnt sich sehr diese zu hören/anzuschauen, sondern auch die Definition von Wahnsinn von Albert Einstein, die du sicher schon mal irgendwo gehört hast:
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten. “ – Albert Einstein.
Jetzt mal Politik bei Seite: Dieses Phänomen ist tatsächlich sehr oft Kernstück meiner Coachings. Blockierende Muster werden immer wiederholt, tatsächlich bewusst oder unterbewusst.
Wieso machen wir eigentlich Dinge wieder und wieder und wundern uns, warum sich das gewünschte Ergebnis nicht einstellt?
Es gibt sicherlich mehrere Antworten dazu, aber hier möchte ich dir gerne zwei Denkanstöße dazu geben:
#1 Unser Gehirn nimmt Abkürzungen
#2 Bei „der Weg ist das Ziel“ rollen wir nur mit den Augen
#1 Unser Gehirn nimmt Abkürzungen
Hier eine Idee, bei der ich mich auf Auszüge von Daniel Kahnemanns Buch „Thinking Fast and Slow“ beziehe. Ich versuche die Idee des Buchs auf den Punkt zu bringen:
Es gibt zwei Arten, wie wir denken und Entscheidungen treffen.
Schnelles Denken (= System 1): intuitiv und automatisch – was ziehe ich heute an und wie fahre ich Auto? Langsames Denken (= System 2): Problemlösung und Konzentration – was sage ich in einem Bewerbungsgespräch und wie fülle ich die Steuern aus?
Langsames Denken ist anstrengender für uns und erfordert mehr Energie. Dinge zu akzeptieren oder einfach zu vermuten, „dass etwas so ist“, anstatt sie klar durchzudenken, ist eine klassische Abkürzung, die gerne genommen wird.
Wir haben die verschiedensten Strategien entwickelt, um unseren Alltag schneller zu bewältigen. Häufig lässt sich beobachten, dass wir dadurch aber unsere Tage einfach noch voller packen und noch weniger Zeit haben. Schnell fühlt es sich so an, als würde man täglich eine Checkliste abarbeiten und von der einen Aufgabe zur nächsten hetzen. Stress und Zeitmangel sind der Nährboden für schnelles Denken. Und das löst keine komplexeren Probleme. Wir sind also eher (aus Nervensystems Überlegung) im Stress-Modus und können weniger ganzheitlich denken!
Mehr Pausen und Achtsamkeit sind eine Grundvoraussetzung, um in das langsame Denken zu kommen – auch längere Gespräche.
Kann man zu viel grübeln und dadurch nicht ins Handeln kommen? Absolut. Besteht die Gefahr, sich zu wenig Zeit zu nehmen, um über wichtige Dinge nachzudenken und auf Autopilot durchs Leben zu marschieren. Ja! Tendenziell verbringen wir zu viel Zeit in System 1 und zu wenig Zeit in System 2. Unser Gehirn nimmt Abkürzungen.
#2 Bei „der Weg ist das Ziel“ rollen wir nur mit den Augen
Die Tatsache, dass sich diese Binsenweisheit so lange hält, ist eigentlich schon Beweis genug, dass da etwas Wahres dran sein muss. Wir brauchen Ziele für eine Richtung. Tatsächlich beobachte ich aber, dass das in der Regel das kleinere Problem ist. Wir sind uns einig, dass wir Klimaschutz brauchen. Die Krux liegt doch in dem Weg: Wie verändert sich unser Leben, wenn wir das Ziel erreichen wollen? Wenn ich dich frage, was deine persönlichen Ziele sind, fallen dir sicher welche ein: fitter werden, mehr Geld verdienen, mehr Zeit mit meiner Familie verbringen, mehr Sinn und Erfüllung spüren.
Wenn die Ziele stehen, aber du keine Systeme hast, wie du diese erreichst, kommst du jeden Tag in die Situation, aufs Neue Entscheidungen treffen zu müssen: „Ich will ja fitter werden, aber ich will auch mehr Zeit mit meiner Familie verbringen. Was soll ich jetzt heute Abend machen?“
Ich behaupte, du hast in der Vergangenheit viele Ziele erreicht, für die du ein gutes System hattest und das auch durchgezogen hast. Das System ist der Weg (= Strategie – Innere Blockaden). Und jedes Ziel war nur ein Vorsatz, wo du dir (1) nicht sicher warst, wie du durch zielgerichtetes Handeln dort hinkommst oder (2) es nicht geschafft hast, das System nachhaltig in dein Leben zu integrieren.
Wenn du deine Ziele – auch in ihrer Höhe – mal vergisst und dich nur auf die Systeme fokussierst:
- Fitter werden: 2x die Woche Training zu bestimmten Zeiten und dazu ein paar Änderungen für einen aktiveren Lifestyle (Fahrrad, Spaziergänge)
- Mehr Geld verdienen: 1x die Woche nehme ich mir 90 min, um etwas Neues zu lernen oder einen meiner Skills zu verbessern
- Mehr Zeit mit meiner Familie verbringen: Jeden Samstag machen wir einen gemeinsamen Ausflug
- Mehr Sinn und Erfüllung spüren: ich nehme mir jeden Tag mind. 10-15 min Zeit für Achtsamkeit
Dann wirst du merken, dass du nach einer Zeit ein Ziel nach dem anderen mit grosser Wahrscheinlichkeit erreichst. (Ich klammere hier tatsächlich gerade die inneren blockierenden Denkmuster aus, die uns zu einem großen Prozentsatz auch an der Zielerreichung blockieren.)
Das klingt trivial, aber wie viele neue Ziele setzen wir uns und wie viele neue Systeme integrieren wir tatsächlich in unser Leben? Integration und das „Machen“ (!) ist also der Schlüssel.
Das ist wie Parolen unterstützen, die einfache Lösungen mancher Probleme darstellen aber gar nicht zu wissen, wie diese überhaupt umgesetzt werden.
Du findest für dein Ziel kein System, das du in dein Leben integrieren kannst/willst? Dann denke darüber nach, ob dir das Ziel wirklich so wichtig ist und du dich nicht auf was anderes konzentrieren willst – Nachdenken in System 2 versteht sich Und wenn dem so ist, dann ist das auch völlig ok!
Wenn du Systeme findest, die du tatsächlich umsetzten kannst und dir auch noch Spaß machen, ist das Erreichen deiner Ziele ein toller Nebeneffekt und es ist meiner Meinung nach die bessere Alternative zu „ich schiebe mein Glück auf, bis ich XY erreicht habe“. Der Weg ist das Ziel.
Ich habe es oben ja bereits erwähnt: Wenn du mehr über schnelles Denken/langsames Denken und die Psychologie unserer Entscheidungsfindung erfahren möchtest, kann ich dir das Buch nur wärmstens empfehlen: Schnelles Denken langsames Denken – Daniel Kahneman.
Und die Idee zu dem Thema Systeme vs Ziele stammt aus dem Buch Atomic Habits von James Clear. Ebenfalls eine klare Leseempfehlung von mir.
P.S.: Du kennst meinen Leitsatz, alles Geschriebene in Büchern, Zeitschriften etc. ist nie die einzige Wahrheit, sondern darf dir lediglich als Inspiration dienen. Die Integration (also der Inhalt) darf zu dir ganz individuell passen. Also sammle deine Stücke für deine Collage an Wissen über Dich.