Was wir alle von Surfern lernen können 🏄🏻‍♂️

Nov 15, 2023

Lost auf hoher See

Eine Kundin von mir und ich haben uns über ihre Ressourcen unterhalten, was ihr Spaß macht und worin sie gerne besser werden möchte. Ohne zu zögern, hat sie mir mit einem Strahlen von ihrem letzten Surfurlaub berichtet, was ich sehr spannend fand.

Sie surft noch nicht sehr lange. Daher ist es für sie gar nicht so leicht, den richtigen Spot auf dem Wasser zu finden, aber es freut sie jedes Mal, wenn es ihr gelingt.

Umso frustrierter war sie, als sie sich dann nach kurzer Zeit viel weiter links oder rechts wiedergefunden hat. Sie ist abgedriftet. Ihre Bekanntschaft – ein erfahrener Surfer – hat ihr dann folgenden Tipp gegeben: Sie soll sich einen nahen Orientierungspunkt direkt am Ufer z.B. eine Palme und einen weiter entfernt auf dem Festland z.B. eine Bergspitze suchen. Wenn die zwei alligned sind, driftet sie nicht ab – weder zur einen noch zur anderen Seite.

Dann habe ich sie gefragt: „Was ist deine Palme und was ist deine Bergspitze?“

Ich versuche bei der Analogie zu bleiben: Immer wieder müssen wir der der Strömung gegenlenken, denn die kennt weder unsere Orientierungspunkte, noch richtet sie sich nach uns. Und das ist auch nicht ihre Aufgabe.

Deine Familie, Freunde, Arbeitskolleg:innen und Nachbarn schubsen dich jeden Tag eine bisschen in die eine und ein bisschen in die andere Richtung, ohne böse Absicht. Und ohne den Blick auf die Palme und den Berg gerichtet, findest du dich schneller als gedacht - wie meine Kundin beim Surfen – hunderte Meter zu weit links. Plötzlich ist sie lost und hat nur noch zwei Fragen: „Wie bin ich hier hingekommen? Und wie komme ich wieder zurück?“

Ist die Beförderungs-Palme, auf die du hinarbeitest, mit der Berg-Vision für dein Leben alligned?

 

Über den Mut eine neue Palme zu suchen

Nur weil ein Spot in der Vergangenheit zum Surfen gut war, muss das nicht für immer so sein.

Umstände ändern sich, wir ändern uns, das Leben ändert sich. Auf der einen Seite nicht abzudriften und auf der anderen Seite keinem Zustand nachzueifern, den es sich gar nicht mehr zu erreichen lohnt, sondern das frühzeitig zu erkennen und den Mut aufzubringen, seine Ziele dynamisch anzupassen: Das ist eine Eigenschaft, die es sich zu kultivieren lohnt.

Du kannst nicht von Anfang an den besten Spot mit der einen Palme und der einen Bergspitze kennen. In unserer hochkomplexen, gegenseitig bedingenden Umwelt erst recht nicht.

Aber du kannst aufmerksam sein, deine Orientierungspunkte im Blick behalten und dich regelmäßig fragen: Ist das noch meine Palme und ist das noch meine Bergspitze?

Diese Praxis kannst du nennen, wie du willst. Ich nenne sie Check-ins und sie sind die größte präventive Maßnahme gegen das Lost-Sein, die ich kenne:

In regelmäßigen Abständen die Orientierungspunkte allignen, sie hinterfragen und dann gegebenenfalls anpassen. Das ist kein Aufruf sprunghaft zu sein, wenn es Widerstände gibt. Das ist ein Aufruf den Mut zu haben, eine neue Richtung einzuschlagen, wenn es sich richtig anfühlt – egal wie schwer.